Die Kunst, in eine gute Balance zu kommen

Mit den Vorsätzen für das neue Jahr ist es manchmal so eine Sache. Wir meinen es gut mit uns und nehmen uns vor, künftig von diesem mehr oder jenem weniger zu tun. Jetzt ist schon der erste Monat des Jahres 2020 um und vielleicht sind die ersten Vorsätze schon etwas am Verblassen… Darum hier ein kleiner Gedankenanstoss zum Thema «in die Balance kommen».

 

So wie jede Medaille zwei Seiten hat, wird jede Stärke, Kompetenz oder Ressource zur Schwäche, wenn sie übertrieben gelebt wird. Oder wie es Friedemann Schulz von Thun* positiv ausgedrückt: Jeder Wert, jede Tugend, jedes Persönlichkeitsmerkmal kann nur dann zu einer konstruktiven Wirkung gelangen, wenn eine gute Balance zum positiven Gegenwert besteht. Beispiele für solche Wertepaare sind Ehrlichkeit – Höflichkeit, Grosszügigkeit – Sparsamkeit, Vertrauen – Vorsicht, Autonomie – Bindung. Es lassen sich beliebig viele solche Paare bilden. 

Im «Wertequadrat» beschreibt Schulz von Thun die Spannungsfelder zwischen den Wertenpaaren sowie ihrer jeweiligen Übertreibung und in welche Richtung die Entwicklung sinnvollerweise geht.

Ein kleines Beispiel: Das grosse Verantwortungsgefühl einer Führungsperson kann in der Übertreibung zur Selbstaufgabe bis hin zum Burnout führen. Die positive «Schwestertugend» hierzu wäre, auch wieder auf die eigenen Bedürfnisse zu hören. Die Lösung liegt im Ausbalancieren der beiden Werte. Es geht nicht um ein «entweder – oder», sondern um ein «sowohl als auch».

 

Auf der anderen Seite kann die Übertreibung des Auslebens der eigenen Bedürfnisse zu Egoismus führen. Hier besteht der Weg in die Balance darin, wieder Rücksicht auf die anderen zu nehmen. 

 

Ins Gleichgewicht zu kommen und immer wieder darin zu bleiben, ist also eine ständige Herausforderung, ganz im Sinne eines «Balanceaktes». Reflektion mit dem Wertequadrat kann helfen zu erkennen, wo ich aus der Balance gefallen bin und welcher Korrektur es nun bedarf. Z.B. gönne ich mir nach Wochen strenger Projektarbeit und der Sorge um die kranken Eltern eine kurze «Auszeit» und lade meine Batterien wieder auf. Oder nach einer Phase der Ruhe und des Rückzugs bewege ich mich wieder in die Aktivität, bevor ich «faul» werde.

*Friedemann Schulz von Thun, Miteinander reden: 2, Rowohlt Taschenbuch Verlag

Hier ein paar Fragen zur Reflexion

Wie gelingt es dir, deine Life-Work-Balance auszugleichen?

Wovon gibst du zu viel, wovon zu wenig?

Wie sieht dein beruflicher Outcome bezogen auf den Impact aus?

Wovon möchtest du weniger? 

Wovon möchtest du mehr? Wie könnte es dir gelingen, dies zu bekommen?

 

Danièle Zatti